über die Angst
Von Zeit zu Zeit werde ich übermannt von dem
Wunsch mich abzugrenzen. Dies geschieht vor
allem dann, wenn ich sehr müde und/oder
erschöpft bin – oder aber, wenn ich mich einfach
vor Verletzungen schützen möchte, weil ich mich
Auseinandersetzungen innerlich gerade nicht
gewachsen fühle.
Also halte ich es dann wie unsere gute alte
Wildauster im Watt: Ich verschließe mein buntes
Innerstes wie sie ihre hübsche Perle verschließt,
werde sehr wortkarg und distanziere mich von
allen und allem um mich herum.
Für eine Weile geht der Plan (scheinbar) auf.-
Die Menschen um mich herum distanzieren sich
nämlich ebenfalls, denn sie nehmen meine
veränderte Ausstrahlung wahr, und somit habe ich
mehr “Ruhe”.
- Was ich aber IMMER nach einer Zeit feststelle
ist, dass die scheinbare Ruhe grundsätzlich
zur kompletten Starre führt.
Und zwar immer.
Eigentlich ist es ja auch so logisch: Wo keinerlei
Fluss mehr ist, wo immer ich mich abgrenze von
dem Großen Ganzen, dem Fluss des Lebens,
gerät alles so sehr ins Stocken bis es schließlich
erstarren muss, denn abseits des Flusses
kann nichts existieren.-
Die Ursache für jegliche Abgrenzung / Grenze und das
Ergebnis selbiger sind dabei in – egal welchem Fall -
immer gleich.
Die Ursache ist immer Angst – das Ergebnis ist
immer Starre.
Da Starre ein Zustand ist, der außerhalb jeglicher
Kreativität, Liebe, dem Fluß und dem großen
Funken ist, führt auch sie in letzter Instanz wieder
zu Angst – und somit in einen Teufelskreislauf.
Mein Krafttier ist der Bär. – Und zuerst konnte ich
mit diesem Tier nicht wirklich was anfangen -
ich fand einfach, ein Bär passt nicht zu mir.
Später, als ich mich mit Bären
näher befasste, fand ich heraus, dass sie Honig
lieben – ……….ach ja….. :-)
Des weiteren halten Bären, nachdem sie einen
langen, anstrengenden Sommer lang gejagt,
die Jungen großgezogen sich um ihr Revier und ihren
Winterspeck gekümmert haben, Winterschlaf.
Sie ziehen sich in ihre Höhle zurück, um sich
auszuruhen, und neue Kräfte für den nächsten
Sommer zu tanken.
Ich weiß wohl, dass wenn ich lebe wie ein
Bär…also mich im Winter ausruhe, mich in mich
zurückziehe und von den Reserven zehre, für
die ich den Sommer über geschuftet habe, wenn
ich unbedingt auf diesen tiefen Rhythmus in mir
höre und ihm nachgebe…-dann kann ich im Frühling
wieder hervorkriechen und meine Welt neu erfinden.
Ich weiß das.
Und dennoch ist es oft so schwer, sich daran zu
erinnern.
Manchmal scheint es einfacher zu sein, eine Grenze
zu ziehen, oder sich abzugrenzen, als einfach dem
großen Ganzen zu folgen, das einen Plan hat,
und niemals falsch liegt.
Heute Abend, als ich die Nachrichten im Internet
sah, drehte sich dort wie in den letzten Wochen
auch, alles um “Grenzen” und “sich abgrenzen”.
Angst ist die Ursache – und zwar bei denen, die
sich abgrenzen genauso, wie bei denen, die
flüchten, wie bei denen, die schießen, wie
bei denen, die Munition liefern, wie bei denen,
die die Munition herstellen.
Und das Ergebnis wird Starre sein, die wiederum
Angst erzeugt.
Da habe ich mich gefragt, ob ein jeder Mensch JEMALS
die Ursache dafür eine Grenze ziehen zu wollen oder
sich vom Großen Ganzen abgrenzen zu wollen
- also ANGST -
dadurch auflösen könnte, dass er sich
auf sein ureigenes Lied besinnt / auf sein Krafttier
und die Lektion, die er zu lernen hat…?
…Wenn man es ganz zurückdreht- unser großes
Ganzes…. und diesen Funken in jedem einzelnen
Menschen wieder erwecken würde – wäre dieser
Schritt dann nicht letztlich der Schlüssel
zu ALLEM…?
Einfach so …..in uns selbst….?
- Alle Bilder sind heute Abend beim Abendbrot
entstanden; dies ist der Blick von unserem
Esszimmertisch.
Heute – gab es ein Stück vom Regenbogen.
Hallo,
wow, ein sehr schöner Beitrag, ich bin begeistert und finde mich in jedem Wort wieder…kenne das Gefühl und die Situation nur zu genau, es geht mir sehr oft genau gleich….und ich weiss dann auch nicht, wie da wieder rauskommen. Die Situation annehmen, denke ich, ist da genau das richtige und das Wissen, dass es auch wieder anders, besser, kommt.
Liebe Grüsse
Alexandra
21. September 2015 @ 09:14